Einmal Leipzig und zurück
Pünktlich um 9:26 Uhr hält der Zug am Bahnhof Messe Leipzig. Zum ersten Mal besuche ich hier die Buchmesse. Mein Eindruck: überschaubarer als Frankfurt, weniger Schlipsträger, mehr AutorInnen, noch mehr Schulklassen. Im Atrium treffe ich die Drehbuchautorin Anne Gröger, mit der ich verabredet bin.
Gleich bei der ersten Veranstaltung freue ich mich, Annegret Böhme, befreundete Journalistin und Autorin, zu sehen. Ihr Kinderbuch-Debüt „Eddi Error – unser Roboter krempelt alles um“ ist im Februar bei Thienemann erschienen. Am Verlagsstand in Halle 2 springt mir das sympathische Cover vom kleinen Eddi sofort ins Auge.
In Halle 5 im Forum autoren@leipzig moderiert Maria Koettnitz, Akademie für Autoren, das Gespräch „Wie werde ich Kinderbuchautorin/Kinderbuchautor? – Was es für Debütschriftsteller auf dem Weg zum eigenen Kinderbuch zu beachten gibt.“ Zu Gast sind Kirsten Reinhardt und Christine Paxmann.
Christine Paxmann, schreibt und illustriert und gibt seit 15 Jahren die Zeitschrift Eselsohr heraus.
Die erfahrene Fachfrau erzählt, wie wichtig eine professionelle Herangehensweise für AutorInnen sei: von der Plotkonstruktion bis hin zur Gestaltung des Exposés.
Kirsten Reinhardt, Journalistin und Autorin, spricht von ihrem Weg zum Debüt. Anfangs ging sie keineswegs planvoll vor. Die Idee zu einer Geschichte war einfach da. Reinhardt wusste um einige Figuren, kannte Namen, dann schrieb sie los. Kein ausgeklügelter Plot, vielmehr intuitives Schaffen. Alles andere wäre ihr künstlich vorgekommen. Irgendwann war die Geschichte fertig und landete erst einmal in der Schublade.
Reinhardt erzählt vom freien Schreiben, dem Versuch, dies in einem Café zu tun, ihrer Ausbildung zur Journalistin, vom Umgang mit Kritik und vom Streichen überflüssiger Wörter, davon, wie sie irgendwann den Text aus der Schublade holte und von der schicksalhaften Teilnahme an einem Wettbewerb – dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2009 – bei dem Christine Paxmann Jurorin ist.
Reinhardts damals unveröffentliches Manuskript „Fennymores Reise oder wie man Dackel im Salzmantel macht“ gewann die Auszeichnung, wurde danach im Carlsen Verlag veröffentlicht und in mehrere Sprachen übersetzt. Besser kann es mit einem Debüt nicht laufen.
Mittlerweile gibt es zwei weitere Bücher von Kirsten Reinhardt: „Die haarige Geschichte von Olga, Henrike und dem Austauschfranzosen“ sowie „Der Kaugummigraf“. Beide sind ebenfalls bei Carlsen erschienen.
Spannend finde ich vor allem, was sie über ihre Arbeitsweise erzählt. Teils widerspricht sie damit den Aussagen Paxmanns. Da musste ich einige Male schmunzeln. Und es zeigt mir einmal mehr: Es gibt nicht den einen Weg.
Der Rundgang durch die Hallen macht hungrig. Anne Gröger und ich essen zu Mittag. Eine gute Gelegenheit für ein erstes Resümee und ein paar laute Gedanken zu eigenen Projekten.
Danach treffe ich mich am Stand des Uschtrin Verlags mit Anke Gasch, der Chefredakteurin des Fachmagazins Federwelt. Wir sprechen unter anderem über die kommende Juni-Ausgabe der Zeitschrift, in der ein Beitrag von mir erscheint. Darin erzähle ich von meinem Stipendium an der Akademie für Kindermedien (AKM). Eingebettet in mein Erleben, gewährt der Text Einblicke in das Programm der AKM. Er ist angereichert mit praktischen Tipps und mit O-Tönen anderer TeilnehmerInnen und MentorInnen.
Anne Gröger gesellt sich zu Anke Gasch und mir, ebenso Jasmin Zipperling. Die sympathische Autorin ist Teammitglied der Autorenwelt. Wir sprechen über die Messe, den Buchmarkt und tauschen Kontaktdaten aus.
Der Programmpunkt „Drauf G’schissen – erfolgreich scheitern“ klingt spannend. Auf der Couch sitzen unter anderem Theresa Schenkel, Marketingleiterin dtv, die Buchhändlerin Kati Reue Fraentzel und der ehemalige Verlagsmitarbeiter und Berufsschullehrer (Bereich Herstellung) Dieter Bresslein. Sie erzählen vom Alltag in der Buchwelt, von persönlichen Pannen im Beruf, von falschen Bestellungen, vom eigenen Versagen. Was haben sie daraus gelernt? Was können andere von ihnen lernen? Fazit: Locker bleiben. Überall kann etwas schiefgehen und solange niemand stirbt, ist die Sache halb so wild.
In Halle 2 stöbere ich an den Ständen der Kinder-und Jugendbuchverlage.
Später freue ich mich auf einen Kaffee mit der wunderbaren Illustratorin Lucie Göpfert. Mit ihr arbeite ich an mehreren Bilderbuchprojekten, die sie auf der Messe einigen Verlagen vorgestellt hat. Wir besprechen die nächsten Arbeitsschritte, plaudern über neue Projektideen.
Ruck-zuck ist der Messetag vorüber. Anne Gröger und ich finden einen ruhigen Sitzplatz und Zeit, über unsere Eindrücke zu sprechen.
Danach gehe ich zum Bahnhof.
Tschüss, Leipzig. Mir hat’s gefallen.