“Ein Tag ohne einen Freund ist wie ein Topf, ohne einen einzigen Tropfen Honig darin.”
Letzte Woche: Mit den Worten von Winnie Puuh begrüßt uns Dr. Alexandra Ritter auf der Bundesfachtagung der AJuM/GEW. Die Tagung trägt den Titel „Jemanden zum Pferde stehlen…“ und widmet sich dem Thema: “Freundschaft in Kinder- und Jugendmedien”.
Laut Prof. Dr. Michael Ritter beinhalten ungefähr 2/3 aller Kinder- und Jugendbücher das Freundschaftsmotiv. Ritter sieht Freundschaft als existenzielle Erfahrung und soziale Praxis. Sie sei eine grundlegende Menschheitserfahrung. Im Gegensatz zur Familie sei Freundschaft frei wählbar. Wir können uns an- und abfreunden. Freundschaft sei wichtig für die kindliche Entwicklung. Gemeinsame Erlebnisse, das Teilen von Geheimnissen, sich vom Interesse oder der Begeisterung der oder des anderen anstecken lassen, sich verbunden fühlen, miteinander vertraut sein,… das beinhaltet Freundschaft – aber auch Konflikte und Auseinandersetzungen. Diese lassen uns wachsen. Freundschaften bieten uns ein Gegenmodell zur Herkunftsfamilie und helfen uns bei der Ablösung.
Gedanken von mir: Das Streben nach Freundschaft wird bedingt durch unsere psychischen Grundbedürfnisse Bindung, Autonomie, Selbstwert, Lustgewinn, Kohärenz. Für unser Wohlbefinden benötigen wir vertrauensvolle Kontakte, die Sicherheit bieten. Wir wollen Teil eines sozialen Netzwerkes sein. Das war und ist(?) überlebenswichtig.
Wie Freundschaften gelebt werden, wird heute digital vermittelt, sagt die Philosophin Dr. Svenja Wiertz in ihrem Vortrag “Eine philosophische Perspektive auf Freundschaft im digitalen Zeitalter”.
– Wie stark prägen uns medialen Freundschaftsbilder?
– Welche Unterschiede gibt es zwischen Männer- und Frauenfreundschaften?
– Wie gestalten sich Freundschaften in der Kindheit und Jugend?
– Welchen Einfluss haben Technisierung und Künstliche Intelligenz auf Freundschaft?
Dr. Alexandra Ritter und Dr. Christoph Jantzen weisen auf die psychologische Dimension der imaginären Freund:innen hin. Aus Kindersicht seien sie nützliche Helfer:innen. Wir schauen uns verschieden Bilderbücher an.
– Wie wird das Imaginäre dargestellt?
– Welche Funktionen haben unsichtbare Freund:innen?
– Welche Formen der Vermittlung bieten sich für die Bilderbücher an?
Nach Eva Hoff lassen sich fünf Funktionen ermitteln:
1. Trost spenden und Gesellschaft leisten
2. Selbst-Regulierung und Motivation
3. Stärkung des Selbstwertgefühls
4. Erweiterung der Persönlichkeit
5. Spaß am Spiel mit der Imagination
In den Funktionen imaginärer Freund:innen spiegeln sich aus meiner Sicht die oben genannten psychischen Grundbedürfnissen wider.
Was denkt ihr?
Vielen Dank an das AJuM-Team nach Halle und Hamburg!
Mein Highlight: Nils Mohl, Autor, und Sebastian Meschenmoser, Illustrator und Autor, lesen aus ihren Büchern und geben Einblicke in ihre Arbeitsweise.
Themenheft der Tagung zum Nachlesen: http://www.kopaed.de/kopaedshop/?pg=2_15&pid=1443
Auszug Inhaltsverzeichnis:
Svenja Wiertz
Freundschaft im Wandel
Michael Ritter
Freundschaftsbande –Freundschaftsbände
Ein zentrales Thema und Narrativ der Kinder-und Jugendliteratur
Linus Jantzen / Christoph Jantzen / Alexandra Ritter
Imaginäre Freundschaften in Bilderbüchern
Stephanie Granzow / Marco Magirius
Freundschaftsbeziehungen in und zwischen den Bildern von Comics bzw. Graphic Novels
Jana Mikota
Von neuen und alten Freundschaften oder: Wie der Eintritt in die Phase Adoleszenz Freundschaften verändert
Philipp Schmerheim
„I never had a brain until Freak came along and let me borrow his for a while”
Freundschaftsmotive im Kinderfilm
Ricarda Freudenberg
Was gibt‘s da zu verstehen?
Literaturdidaktische Perspektiven auf Freundschaft in Kinder-und Jugendliteratur
Kirsten Kumschlies
Motive der Freundschaft in Kinderromanen: szenisch interpretiert